Website-Icon Mein glutenfreier Backofen

Zöli zu Besuch – Oder: Warum ich eure Gastfreundschaft ausschlagen muss

Weil in allen diesen Fällen eine Kontaminierungsgefahr besteht!

Im Beitrag „Wie wird mein Haushalt glutenfrei?“ gebe ich eine Anleitung dafür, wie betroffene Familien ihre Küche mitsamt Lebensmitteln und Einrichtung so gestalten können, dass problemlos eine kontaminierungsfreie Ernährung im eigenen Zuhause gewährleistet ist.

Doch wie können wir uns absichern, wenn wir ausserhalb von zu Hause essen? Zugegeben, mein Beitragstitel ist leicht provokant und kann sicherlich auch nicht auf alle Menschen angewendet werden, die im Verwandten- oder Bekanntenkreis mit Zöliakie konfrontiert werden. Aber:

Diese Fragen möchte ich beantworten und damit dem Kreis der Verwandten, Bekannten und Freunden von betroffenen Familien den Umgang mit der Zöliakie erleichtern.

Dabei strebe ich ausdrücklich keine wissenschaftliche oder medizinische Darstellung an! Ein paar Fragen müssen jedoch vorab beantwortet werden.

Was ist Gluten?
Gluten, auch (Weizen-)Kleber genannt, ist ein Proteingemisch, das in den gängigsten unserer Getreide (Weizen, Dinkel, Roggen, Gerste, Hafer) vorkommt. Beim Vermischen von Mehl aus diesen Getreidearten mit Wasser entsteht Klebereiweiß, dass es ermöglicht, einen beständigen Teig zu bilden und zu formen. Deshalb haben wir so schöne und vielfältige Brot- und Kuchenformen.

Wieso ist Gluten schädlich?
Bei Menschen, die an der Autoimmunerkrankung Zöliakie leiden, verursacht das Gluten eine chronische Entzündung der Dünndarmschleimhaut. Vereinfacht gesagt, bilden sich die Zotten an der Innenseite des Dünndarms derart zurück, dass Nährstoffe nicht mehr aufgenommen werden können und unverdaut vom Körper ausgeschieden werden. Insbesondere bei Kindern führt dies zu massiven Entwicklungsstörungen und dadurch hervorgerufene völlige Antriebslosigkeit. Bei Erwachsenen treten Nährstoffmängel auf und verbunden damit erhöht sich um ein Vielfaches die Wahrscheinlichkeit, weitere chronische Erkrankungen wie Diabetes, Hashimoto, Osteoporose und diverse Krebsarten zu entwickeln.

Wie äußert sich ein Glutenunfall (eine versehentliche Einnahme von Gluten)?
Jeder Mensch ist anders. Einige Patienten reagieren sofort mit Bauchkrämpfen, Durchfall, Übergeben. Bei anderen zeigen sich diese Symptome erst im Laufe der folgenden Stunden. Manche Patienten haben keine direkten äußerlich sichtbaren Anzeichen, aber die o. g. Schädigung des Darms tritt dennoch auf.

Welche Therapie gibt es?
Die einzige bisher bekannte erfolgreiche Therapie ist die Einhaltung einer strikten Diät in Form von völligem Glutenverzicht. Forschungen zur Entwicklung eines Medikamentes (ähnlich der Laktasepräparate bei Laktoseintoleranz) konnten bislang keine zufriedenstellenden Ergebnisse erzielen.

Muss wirklich völlig auf Gluten verzichtet werden? JAAA!!!
Es ist lebensmitteltechnisch äußerst schwierig, ein Lebensmittel eindeutig glutenfrei herzustellen; schon bei der Ernte von Mais können beispielsweise Pollen vom benachbarten Weizenfeld auf den Mais gelangen. (Wie sieht es dann erst im verarbeitenden Betrieb aus, wo Mehlstaub entsteht?) Es wurde daher ein Grenzwert festgelegt*, der als für Zöliakie-Betroffene ungefährlich gilt. Liegt der Glutengehalt eines Lebensmittels unter diesem Grenzwert, darf es als glutenfrei deklariert werden.

Die 1-Cent-Münze wiegt übrigens ziemlich genau 2,3 Gramm!!

20 Milligramm ist also wirklich so richtig wenig: demnach verzichten Menschen mit Zöliakie nicht deshalb auf Gluten, weil

Auch geringste Mengen an Gluten schädigen die Darmwand des Zöliakie-Kranken und führen zu den o. a. Erkrankungen.

OBWOHL WIR ES NICHT MÖCHTEN,
ERSCHEINEN WIR MANCHEM ALS UNHÖFLICH!

Andererseits rücken dann auch Reaktionen wie

in ein anderes Licht.

Zöliakie-Betroffene möchten ernst genommen werden! Der Umgang mit der Zöliakie kann ganz schön anstrengend und zermürbend sein. Sicherlich gibt es viele, die Essenseinladungen lieber ausschlagen oder freundlich bestimmt ablehnen, weil sie der Erklärungen müde geworden sind. Niemand möchte hinterrücks als „Korinthenkacker“ betitelt werden.

© liegt bei meiner Tochter

Aber, und hier komme ich zur Beantwortung der eingangs gestellten Fragen:

Ich hoffe, ich konnte ein wenig zum Verständnis für den Umgang mit Zöliakie-Betroffenen beitragen. Bei Fragen oder hilfreichen Ergänzungen freue ich mich wie immer sehr über eure Kommentare. Bis dahin viel Spaß beim Stöbern durch meinen Blog wünscht euch Stephfanny 🙂

Allen, die weitergehende Informationen oder den Austausch mit Betroffenen suchen, lege ich den Besuch der folgenden Internetseiten ans Herz:

DZG- Deutsche Zöliakie Gesellschaft

(*Vom EU-Gesetzgeber nach den Vorgaben des Codex Alimentarius von WHO und FAO übernommener Grenzwert.

Wichtig: dieser Grenzwert bezieht sich auf 1 kg des jeweiligen Erzeugnisses und besagt nicht, dass ein Zöliakie-Betroffener diesen Wert auch zu sich nehmen darf!! Dieser Wert ist äußerst unterschiedlich, je nach dem Grad der Krankheitsausprägung. Empfohlen wird, dass der maximale Wert pro Tag (!) bei höchstens 10 mg liegt.)

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