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Unser Jahr mit Corona und Zöliakie

Der Mai steht im Zeichen der Zöliakie. In diesem Monat möchten wir, deren Leben und Alltag von Zöliakie geprägt ist, Bewusstsein für die Besonderheit dieser Krankheit schaffen: Zöliakie ist die einzige Autoimmunerkrankung, deren Beschwerden allein durch eine lebenslange Nahrungsumstellung (und eben nicht durch Medikamente) im besten Falle gänzlich verschwinden.

Anlässlich des Welt-Zöliakie-Tages, der in diesem Jahr am 16. Mai 2021 stattfindet, hat die liebe Ann vom Blog Getreidefeind eingeladen, an ihrer Blogparade „1 Jahr mit Corona und Zöliakie“ teilzunehmen. Da mache ich doch gerne mit und berichte euch von unserem vergangenen Jahr, dass wohl für uns alle etliche Besonderheiten aufwies.

Passiert das gerade wirklich?

Am Abend des 13. März 202s0 sitze ich mit meiner Familie in einem unserer Lieblings-Burgerrestaurants, Anlass ist eine Geburtstagsfeier. Ein komisches Gefühl, ob dies alles mit rechten Dingen zugehe, haben wir auch da schon. Mit ständigem Blick auf die Newsfeeds unserer Handys schlemmen wir unsere glutenfreien Grillteller und veganen Burger, um dann „endlich“ die Nachricht schwarz auf weiß zu lesen, dass die Osterferien zwei Wochen früher beginnen sollen.

Die darauffolgende Woche ist von Freude, aber auch Ungläubigkeit geprägt: verlängerte Schulferien, aber müssen wir nicht irgendetwas tun?

Als sich jedoch beim wöchentlichen Einkaufen die Hamstermentalität der lieben Mitmenschen offenbart, stellt sich auch bei mir ganz schnell Panik ein: was, wenn ich nun nicht nur kein Toilettenpapier und keine Hefe, sondern auch kein Mehl, Nudeln, Flocken und Müsli (selbstverständlich in der glutenfreien Variante) mehr bekomme?

Zum Glück haben wir eine Gemüse-Abokiste;
auch Kartoffeln und Reis sind safe!

Interessanter- aber auch glücklicherweise sind die glutenfreien Produkte sowohl im Supermarkt als auch im Biomarkt ausreichend vorhanden, sodass ich mich schnell wieder beruhige.

Nachdem mein Mann ins Homeoffice und ich in Kurzarbeit versetzt werden, hockt unsere sechsköpfige Familie nahezu rund um die Uhr aufeinander. Die Zeit der Koch- und Backexperimente beginnt auch bei uns.

Fertigprodukte braucht kein Mensch!

Wir haben Zeit und Muße, kochen noch mehr frisch, probieren viele Rezepte aus und müssen uns mit den erst zu Jahresbeginn zusätzlich diagnostizierten Lebensmittelunverträglichkeiten arrangieren: Kasein, Hühnereiweiss und Weizen. Nachdem sich bislang die halbe Familie bereits vegetarisch ernährt hat, wird nun ausschließlich vegan (und selbstverständlich glutenfrei) gebacken. Auch die übrigen Mahlzeiten sind zu 80 Prozent vegan.

Experimente mit Hefewasser und Sauerteig werden ausgeweitet, ich erfinde Pizza mit Sauerteigboden. Brote können auch ohne Backtriebmittel oder notfalls mit Backpulver gebacken werden. Es gibt immer eine Möglichkeit. Wir sind satt und haben uns gut in die Situation eingefunden.

Ich habe keine Lust mehr zu backen.

Die Tage der ständigen Präsenz von sechs Leuten zerren an meinen Nerven, hinzu kommt die Eigenverantwortung der Therapie unseres schwerbehinderten Kindes: es findet nicht nur keine Schule statt, auch Physio- und Ergotherapie soll von uns Eltern gestemmt werden. Dagegen ist das zweimonatliche Haareschneiden ein Klacks. Wir sind neuerdings alle Berufe in Personalunion. Hinzu kommt, dass wir Eltern auch (wieder) arbeiten.

Zum Glück gibt es im Sommer wieder alles zu kaufen, auch die Sorge um die stehenden Lieferketten hinsichtlich der Pflegehilfsmittel war glücklicherweise unbegründet. Die Kinder dürfen tageweise wieder ihre Bildungseinrichtungen besuchen.

Wir atmen auf!

Der Sommer ist, wie er sein soll, meine Tochter kann im kleinen Freundeskreis ihren Geburtstag feiern, wir machen mit drei Kindern eine Woche Urlaub im Ferienpark in Belgien. Wie gewohnt wird ein riesiger glutenfreier Lebensmittelvorrat eingepackt und wir verbringen eine wunderschöne sonnige, sorgenfreie Woche – dürfen sogar das Spaßbad besuchen. Wir fahren viel Fahrrad und können (unter den bestehenden Hygiene- und Abstandsregeln) auswärts essen.

Der Herbst beginnt (fast) normal, wir gehen sogar ins Restaurant.

Nachdem seit Mitte November die Restaurants keine Gäste vor Ort bewirten dürfen, versuchen wir im Rahmen unserer Möglichkeiten diese zu unterstützen. Leider fahren die meisten ihr glutenfreies Angebot herunter, dafür wird vielerorts das vegane ausgeweitet. Wir bestellen indisches und palästinensisches Essen, das klappt für Alle, ist unserem Zöli-Kind allerdings noch eine Spur zu exotisch. So kommt lediglich die halbe Familie in den Genuss, bekocht zu werden. Wir erfinden das ultimative glutenfreie Baguette, angelehnt an eine bekannte Sandwich-Fastfoodkette.

Wir vermissen unsere Freunde, die Treffen mit unserer Verwandtschaft und ziehen uns bei kalten Außentemperaturen komplett in unsere Häuslichkeit zurück. Der Dezember wird so gemütlich wie möglich gestaltet: bei Kerzenschein und Plätzchen entdecken wir Escape-Spiele und schauen mit den größeren Kindern Netflix* leer. Unsere große Familien-Weihnachtsfeier können wir Zoom* sei Dank im großen Kreis feiern.

Ein Hoch auf Convenience-Produkte!

Das neue Jahr beginnt, wie das alte endet. Ich bin nun auch im Homeoffice, die Kinder haben Distanzunterricht. Man sollte meinen, ich hätte viel Zeit für die Rezeptentwicklung, doch mir steigt alles zu Kopf. Ich versuche mich zu sammeln und Präferenzen zu setzen, schreibe Listen ohne Ende und komme doch nicht hinterher.

Die Motivation verlässt mich, es gibt oft schnelle Küche, dafür wenig Neues auf meinem Blog. Zum Glück kocht mein Mann leidenschaftlich gern und rettet uns mit seinen köstlichen Currys, Aufläufen und Bowls. In Ermangelung von frisch-gebackenem Brot gibt es abends häufig Bratkartoffeln, Pfannkuchen, Risotto oder Suppen.

Ich werde Meisterin von bizarren Kombinationen
und im Verwerten von Resten

Getreu dem Motto „Alle an einem Tisch“ gibt es bei uns entweder One-Pot-Gerichte oder das genaue Gegenteil: viele Zutaten, die Jede*r nach Geschmack und Vorliebe kombinieren kann. Die übrig gebliebenen Reste werden dann zu teilweise sehr interessanten Mahlzeiten zusammengefügt.

Überall, wo man mit Menschen spricht, lautet der gemeinsame Tenor: „Ich kann nicht mehr, ich will nicht mehr, das muss bald anders werden.“ Ich freue mich über den frühlingshaften Sonnenschein und darauf, bald wieder mehr draußen unternehmen zu können. Ich weiß, dass Maßnahmen notwendig sind und hoffe doch noch mehr darauf, dass die Impfungen bald Wirkung zeigen und demnächst wieder die so wichtige Normalität ausgeweitet werden kann.

Unser erstes Jahr mit Corona – kurz zusammengefasst:

  • Wir kochen häufiger und mehr, stoßen jedoch immer wieder an zeitliche und Motivationsgrenzen.
  • Ich bin sehr zufrieden mit dem glutenfreien Angebot in unseren örtlichen Supermärkten, Bioläden und Reformhäusern.
  • Ich halte glutenfreie Backwaren und Fertigprodukte auf Vorrat.

*Dieser Beitrag enthält Werbung, da Marken genannt oder erkannt werden.

2 Gedanken zu „Unser Jahr mit Corona und Zöliakie“

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