glutenfreier Haushalt
Allgemein

Wie wird mein Haushalt glutenfrei?

OMG
Schock! Und was jetzt?

Diesen Beitrag widme ich allen Menschen, die am Anfang der Diagnose “Zöliakie” stehen, und denen es genauso geht, wie ich mich zunächst gefühlt habe.

Ich möchte hiermit eine Hilfestellung bieten, wie ein Leben ohne Gluten praktisch umgesetzt werden kann.

Ausdrücklich weise ich jedoch darauf hin, dass dieser Beitrag nicht den Gang zu Ärzten, zu Selbsthilfegruppen und zu Ernährungsberatern ersetzt! Ich bin keine Expertin, sondern lediglich Mutter eines von Zöliakie betroffenen Kindes.

Ich empfehle daher dringendst die Rücksprache mit dem o. a. Personenkreis sowie, nach erfolgter Diagnose, die Mitgliedschaft bei der DZG – Deutschen Zöliakie Gesellschaft. Sehr gute Hilfe zu praktischen Fragen und den Austausch mit anderen Betroffenen bietet beispielsweise die Online-Plattform Zöliakie-Austausch oder Ihr Ratgeber Zöliakie. [Dieser Absatz ist als (unbezahlte) Werbung zu verstehen.]

Mit der folgenden Anleitung möchte ich einen Ratgeber zum Erreichen einen glutenfreien Haushaltes bieten. Sollte der/dem aufmerksamen Leser/in eine Lücke auffallen, freue ich mich über jeden hilfreichen Kommentar und bedanke mich schon jetzt dafür. 🙂

LOS GEHT’S:

Lebensmittelvorräte:

  • Alle Vorratsschränke leer räumen, am besten alles auf einen großen Tisch legen.
  • Alle Schränke putzen; Krümel aufsaugen.
  • Jedes Lebensmittel einzeln in die Hand nehmen und die Inhaltsangaben überprüfen.
    GLUTENHALTIG: entsorgen oder verschenken (besser, denn jemand freut sich darüber).
    GLUTENFREI: wieder einräumen. War die Packung offen und es besteht die Gefahr, dass z. B. Weizenmehl hineingestaubt ist: entsorgen oder besser verschenken!!
  • Genauso mit Kühl- und Gefrierschrank verfahren.
  • Auf keinen Fall Süßigkeiten- und Chipsvorräte (oder sonstige zusätzliche Verstecke) vergessen!
  • Wenn alle Vorräte entsprechend sortiert sind: den Tisch gründlich putzen.

Hinweis: Es müssen wirklich alle Packungen in die Hand genommen werden! Lebensmittel, die nur einen Bestandteil haben, wie Mehl, Gries, Couscous oder Nudeln sind eindeutig und leicht aussortiert. Aber zusammengesetzte Lebensmittel wie z.B. Gewürzmischungen, Fertignudelsoßen, Süßigkeiten, Müslis oder Knabbergebäck müssen ganz genau überprüft werden. (Ich habe mich dabei teilweise gewundert, was alles weg musste, aber im Gegenzug auch darüber, was alles bleiben durfte.)

Verbotene Lebensmittel sind ab sofort:

  • Weizen, auch dessen andere, alte und Ur-Formen:
    – Couscous, Bulgur, Dinkel, Einkorn, Emmer, Grünkern, Kamut etc.,
  • Roggen, auch Getreidekreuzungen:
    – Tritiale,
  • Gerste, Gerstenmalz,
  • Hafer,
  • alle Derivate daraus, wie: Mehl, Stärke, Schrot, Flocken, Graupen, Grieß, Kleie etc.,
  • Tempuramehl, Udon, Somen, Seitan,
  • Mais-, Buchweizen- und alle Pseudogetreide-Produkte, die nicht ausdrücklich als glutenfrei gekennzeichnet sind.

Küchenutensilien aus Holz, Plastik (und sonstigen Materialien, die ähnliche HolzbrettchenGebrauchsspuren aufweisen):

Gemeint sind z.B. Frühstücksbrettchen, Schneidebretter, Schüsseln, Teller, Rührlöffel, Salatbesteck, Seihen, Siebe usw..

  • Sind Kratzspuren, Schnitte, Risse oder ähnliches vorhanden: wegwerfen oder verschenken (s.o., jemand freut sich darüber).
  • Bambus- oder Maisgefäße, z. B. Becher, die im Geschirrspüler gereinigt werden können und keine Schnitte o. ä. aufweisen, müßten m. E. nach zur Weiterverwendung geeignet sein.

Geschirr, Besteck:

  • Alles, was im Geschirrspüler gereinigt werden kann, darf bleiben.

Töpfe, Pfannen:

  • Können diese (im Geschirrspüler) rückstandslos gereinigt werden, dürfen sie weiter verwendet werden. Weisen sie jedoch Kratzspuren auf, müssen sie ausgetauscht werden (aber eine beschädigte Beschichtung möchte man ja sowieso nicht gerne mitessen).

Backformen:

  • Metall: beim Backen mit Backpapier auslegen, denn in den Ecken einer Kastenform oder in den Rillen einer Springform können auch bei sorgfältiger Reinigung immer Rückstände bleiben.
    Wer ganz sicher gehen will, muss sich neue Formen kaufen.
  • Keramik oder Silikon: (s.o.) Können diese rückstandslos gereinigt werden, dürfen sie weiter verwendet werden.

Elektrische Haushaltsgeräte:

Toaster
Ganz ehrlich: so sieht ein Toaster aus!
Mixer
Manchmal spritzt der Teig noch höher, oder?

Gemeint sind z. B. Brotschneidemaschine, Waffeleisen, Toaster, Handrührgerät, Mixer, Pürierstab etc., also Geräte, die in direkten Kontakt mit Mehlstaub, Teig oder Gebäck kommen.

  • Jetzt wird es leider teuer, denn diese müssen alternativlos ausgetauscht werden!!! Irgendjemand im Bekanntenkreis freut sich sicherlich über diese Geräte.

Große Küchengeräte:

Gemeint sind z. B. Küchenmaschinen, Brotbackautomaten, Thermomixe etc..

  • Hierzu kann ich leider keine Aussage machen, da ich diese nicht besitze. Bitte Rücksprache mit dem Hersteller halten.
    Ich habe gehört, dass einige Geräte komplett mit allen Zubehörteilen im Geschirrspüler gereinigt werden können. Dann können sie wohl weiter verwendet werden. Sollte aber die Möglichkeit bestehen, dass Mehlstaub oder Teig in den Rotor gerät oder Dichtungsringe nicht spülmaschinengeeignet sind, würde ich von der weiteren Verwendung abraten.

Backofen:

  • Sollten Bleche und Roste stark verschmutzt sein, müssen diese sehr penibel gereinigt werden. Gegebenenfalls nur noch unter Verwendung von Backpapier backen. (Wer sich gar nicht sicher ist, muss nicht den kompletten Backofen neu kaufen, es reicht dann sicherlich die Anschaffung von neuen Blechen oder Rosten.)

Getreidemühle:

  • Sollte diese bisher zum Mahlen von glutenhaltigem Mehl verwendet worden sein, kann sie nicht mehr benutzt werden. Wer sich eine neue Getreidemühle anschaffen möchte, muss unbedingt darauf achten, dass sie mit einem glutenfreien Mehl eingemahlen wird!!!

Wichtige Utensilien im glutenfreien Haushalt:

  • Handrührgerät und Pürierstab,
  • Toaster und ggf. Toasterbags, falls Brot scheibenweise eingefroren wird,
  • Vorratsdosen mit Deckel (am besten für alles von Mikrowelle bis Gefrierschrank geeignet),
  • Backmatte oder Backpapier,
  • Back- oder Klarsichtfolie, um Teige besser ausrollen zu können,
  • Teigspatel, am besten aus Plastik oder Silikon.

Tipps für einen “Mischhaushalt”:

Unser Beispiel:

  • Die Hauptmahlzeiten sowie alles Gebackene (also meine Rezepte von diesem Blog) essen wir als gesamte Familie glutenfrei; auch jeder Gast, der zu Besuch kommt, isst bei uns glutenfrei.
  • Zum Frühstück isst jeder sein Lieblingsmüsli; diese sind in jeweils gekennzeichneten und gut verschließbaren Gefäßen.

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  • Unseren Toaster hatte ich zunächst in den Keller verbannt. Meine Töchter und mein Mann mögen aber ab und zu gerne Toast, sodass der Toaster inzwischen wieder in der Küche in einer separierten Ecke steht.

Essen nicht alle Personen im Haus glutenfrei, lohnen sich folgende Maßnahmen:

  • Separate Schränke für glutenfreie und glutenhaltige Speisen. (Wir haben zum Beispiel einen eigenen Schrank für glutenhaltige Süssigkeiten, Müslis und Toastbrot).
  • Ist dies aus Platzgründen nicht möglich: glutenfrei oben – glutenhaltig unten. So können keine glutenhaltigen Krümel auf die glutenfreien Lebensmittel rieseln.
  • Die oben beschriebenen Geräte und Gegenstände müssen für den/die Glutenfrei-Esser angeschafft werden. Das bedeutet: separate Schränke oder Bereiche auf der Arbeitsplatte für Mixer, Toaster etc.
  • Am einfachsten wäre ein völliger Verzicht von Holz- und Plastikutensilien u. ä., denn alles andere kann ja im Geschirrspüler gereinigt werden.
  • Geschirr, Besteck etc. kann gemeinsam in den Geschirrspüler.
  • Staubende Lebensmittel wie Müslis, Flocken etc. in gut verschließbaren Behältern getrennt voneinander aufbewahren und mit Namen kennzeichnen.
  • Brotaufstriche wie Marmelade, Schokocreme, Frischkäse, Streichwurst aber auch Butter oder Margarine in getrennten, gut verschließbaren Behältern aufbewahren und mit Namen kennzeichnen.

Ich hoffe, ich konne euch mit dieser Aufstellung die ersten Schritte erleichtern. Lasst euch nicht entmutigen. Ein Leben mit Zöliakie ist einfacher, als es zunächst den Anschein macht. 

Viel Spass beim Entdecken der neuen Geschmäcker wünscht euch Stephfanny 🙂

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2 Gedanken zu „Wie wird mein Haushalt glutenfrei?“

  1. Hallo, danke für die umfassenden Tipps… Wie handhabe ich es, wenn ich als Mutter die Einzige mit Zöliakie bin? Ich mag meinen Kindern ungerne normale Kuchen oder so verwehren… Wie ist das dann mit dem Backofen? Kann ich das mit einer gründlichen Reinigung und separaten Backblechen lösen oder reicht das nicht aus? Danke und LG Katharina

    1. Hallo Katharina,

      tatsächlich backe ich überhaupt nicht mehr glutenhaltig, da mir die Gefahr der Kontamination durch Mehlstaub oder -krümel zu groß ist.

      Meine nicht betroffenen Kinder lieben die glutenfreien Kuchen und Gebäcke und haben nicht das Gefühl, hier etwas zu verpassen. Außerhalb essen sie bei oder mit Freunden natürlich durchaus glutenhaltige Lebensmittel. Auch gibt es bei uns zu Hause Müsli oder ab und zu Brot/Brötchen direkt vom Bäcker.

      Kurz zusammengefasst solltest du insbesondere mit Mehlstaub extrem vorsichtig sein und die Zubereitung sehr sehr sauber trennen. Wenn du im Backofen die glutenfreien und glutenhaltigen Lebensmittel räumlich gut trennst, nicht zusammen bei Umluft (!) bäckst und hinterher alles gut reinigst, sollte aber alles sicher sein.

      Ich hoffe, ich konnte dir damit helfen, liebe Grüße
      Stephanie

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